Freitag, Juni 08, 2007

Alle Dialekte der deutschen Sprache blieben auf eine relativ
scharf abgegrenzte Gegend beschraenkt und entwickelten
sich bodenstaendig . Allerdings entstand ein deutscher
Dialekt, der nicht aus einem Bevoelkerungsstamm heraus-
wuchs sondern schon fruehzeitig vielen von außen kommenden
Spracheinfluessen ausgesetzt war: Die Berliner Mundart, die
eine bunte Mischung eines Schmelztiegeldialekts ist . Trotz
der Sprachvermischung ist diese Mundart nicht etwa vulgaer
oder falsches Deutsch, sondern ein sich nach besonderen
Gesetzen entwickelter Dialekt . Der Schriftsteller Willibald
Alexis uebertrieb sicherlich, als er schrieb, das Berlinische
sei ein Jargon aus verdorbenem Plattdeutsch und allem
Kehricht und Abwurf der hoeheren Gesellschaft .
Tatsaechlich ist Plattdeutsch die Basis dieser Mundart; man
sprach mehr als drei Jahrhunderte nur Niederdeutsch in
Spree-Athen . In dieser Periode entstanden Woerter wie
Neese, Schnute, Toele, groelen, kieken, buddeln, kloppen
Kuhle, Goere, wat und icke . 1434 unterbrach Kurfuerst
Friedrich II. den nach Norddeutschland orientierten Handel,
der sich daraufhin nach Leipzig wandte . Nun tauschten die
Berliner das G gegen ein J aus, und es entstand folgender
Dialog: "Wann jibts wat zu essen?" Antwort: "Jibs jibts inne
Jibsfabrik, aba ne jut jebratene Jans is ne jute Jabe Jottes."
(aus: Sprache Ausdruck des Geistes . G. Megla)